Bidirektionales Laden hat viele Vorteile. Aber nicht alle Elektroauto-Modelle bringen die nötigen Voraussetzungen mit.

Bidirektionales Laden: Das Auto als Stromspeicher 

4min
19.09.2023

Bidirektionales Laden ist eine Technologie, bei der Elektrofahrzeuge nicht nur Strom beziehen, sondern auch an das Stromnetz abgeben können. Der Ladevorgang geht also in zwei Richtungen, ist bidirektional. 

Das erwartet Sie in diesem Artikel

Welche Vorteile hat bidirektionales Laden? 

1. Es hilft dabei, das Netz zu stabilisieren und Lastspitzen zu kappen. Wird viel Strom benötigt, kann das Elektrofahrzeug Energie einspeisen. Bei geringer Nachfrage bezieht es Strom und lädt die Batterie auf. Dadurch werden Schwankungen im Stromnetz ausgeglichen und Lastspitzen reduziert.   

2. Es optimiert die Energienutzung und spart Kosten. Wer ein E-Fahrzeug mit bidirektionaler Ladefähigkeit besitzt, kann zu Zeiten niedriger Strompreise Energie aus dem Netz beziehen. Wenn der Strompreis hoch ist, kann die überschüssige Energie aus dem Fahrzeug ins Netz zurückgegeben werden. So sinken die eigenen Energiekosten, und es lassen sich unter Umständen Einnahmen erzielen.   

3. Es unterstützt die Energiewende. Denn Elektrofahrzeuge können Energie aus erneuerbaren Quellen speichern und ans Netz zurückgeben. Damit trägt bidirektionales Laden zum Klimaschutz bei.   

4. Es hilft im Notfall. Sollte einmal das Stromnetz ausfallen, können Elektrofahrzeuge mit bidirektionaler Ladefähigkeit als temporäre Energiequelle dienen. Nicht zuletzt steigt durch bidirektionales Laden auch die Energieautarkie.

Der Honda e ist eines der Elektroauto-Modelle, die zu bidirektionalem Laden fähig sind.

Es gibt diverse Formen des bidirektionalen Ladens. Dies sind die gängigsten Methoden:  

1. V2H/V2B (Vehicle-to-Home/Vehicle-to-Building). Hierbei wird der Strom aus der Batterie zur Versorgung von Gebäuden genutzt, sei es ein Privathaus oder ein Gewerbebetrieb. So kann man zum Beispiel tagsüber Strom aus der eigenen PV-Anlage im Fahrzeug speichern und diesen dann abends oder nachts ins Haus zurückspeisen.   

2. V2G (Vehicle-to-Grid). Bei dieser Form wird das Elektrofahrzeug mit dem Stromnetz (grid) verbunden und speist überschüssige Energie direkt ins Netz ein. Dies dient insbesondere dazu, das Netz zu stabilisieren und Schwankungen zwischen Angebot und Nachfrage auszugleichen.   

3. V2L (Vehicle-to-Load). Wird die Batterie des Autos genutzt, um elektrische Geräte wie Staubsauger, Handys oder Laubbläser direkt zu versorgen, spricht man von Vehicle-to-Load. Das Elektrofahrzeug ist also eine mobile Stromquelle und ähnelt einer überdimensionalen Powerbank.   

4. V2X (Vehicle-to-Everything). Dies umfasst alle anderen Optionen bidirektionalen Ladens, etwa den Einsatz zur Optimierung des Verbrauchs (V2B), zur Reduktion von Lastspitzen und zur Netzstabilisierung (V2G) oder zur Versorgung von Einzelgeräten (V2L).

Die hellblau beleuchtete Primeo Energie Ladestation in Bulle FR in der Nacht.

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Welche Fahrzeuge können das? 

Nicht alle Elektrofahrzeuge sind in der Lage, bidirektional zu laden. Denn dafür müssen bestimmte technische Voraussetzungen erfüllt sein. So muss das Auto etwa über Schnittstellen mit dem Stromnetz kommunizieren können. Ebenso müssen Fahrzeug und Ladestation kompatibel sein, und es müssen bestimmte Sicherheitsvorkehrungen getroffen werden. Vor allem Fahrzeuge mit CHAdeMO können bidirektional laden; dazu praktisch alle japanischen Elektroautos, da die Fähigkeit zum bidirektionalen Laden in Japan Vorschrift ist.

Diese Modelle laden bidirektional: 

  • Nissan Leaf  
  • Nissan e-NV200  
  • Polestar 3  
  • Mitsubishi Outlander Plug-in Hybrid 
  • Hyundai Ioniq 5  
  • Kia EV6  
  • Honda e  
  • MG 5  
  • VW ID.5  
  • VW ID. Buzz 

Autor: Viktor Sammain, Philipp Bösiger

Foto: Natalie Russer

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