Baustelle des neuen Unterwerks Therwil.

Neues Unterwerk in Therwil sorgt für besseres Klima

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3 min
17.06.2022

In Therwil baut Primeo Energie ein neues Unterwerk. Denn das bisherige ist in die Jahre gekommen. Die neue Anlage wartet mit einer Besonderheit auf: Als erstes Unterwerk in der Schweiz kommt die gasisolierte Schaltanlage komplett ohne das klimaschädliche Gas Schwefelhexafluorid und alternative F-Gaskombinationen aus.

Das erwartet Sie in diesem Artikel

«Eigentlich hat Schwefelhexafluorid, kurz SF6, sehr gute Isoliereigenschaften», sagt Andreas Ruch, Projektleiter des neuen Unterwerks. «Es ist für Menschen ungiftig, kann einen Lichtbogen sehr gut löschen, hat aber einen grossen Nachteil: SF6 ist extrem klimaschädlich.» Auf hundert Jahre gerechnet, entspricht ein Kilogramm des Gases laut Weltklimarat 22 800 Kilogramm CO2. Es ist damit das stärkste bekannte Treibhausgas.

Wofür ist SF6 gut?

Gase wie SF6 isolieren die stromleitenden Teile in der Schaltanlage des Unterwerks. Das Gas sorgt also unter anderem dafür, dass kein Strom zwischen dem elektrischen Leiter und dessen Umgebung fliesst. Es befindet sich innerhalb eines festen Gehäuses und kann nicht nach aussen dringen – ausser, es gibt ein Leck.

Was geschieht im Unterwerk?

Das Unterwerk Therwil gehört zur sogenannten Netzebene 4. Hochspannung wird hier auf Mittelspannung gebracht und umgekehrt. Das heisst, dass auf der einen Seite die elektrische Energie mit 50 000 Volt ins Unterwerk hineingelangt. Auf der anderen Seite verlässt sie es mit 12 800 Volt und wird anschliessend über Mittelspannungsleitungen an Trafostationen weiterverteilt. Die Schaltanlagen des neuen Unterwerks sind dabei so ausgelegt, dass sie auch mit höheren Spannungen von 145 000 und 20 000 Volt betrieben werden können. Die neuen Transformatoren sind dazu deutlich effizienter. Sie können mehr Energie mit weniger Verlust von einer Spannungsebene zur anderen transformieren.

Andreas Ruch, Projektleiter des neuen Unterwerks Therwil mit rotem Baustellenhelm und gelber Leuchtweste

Andreas Ruch gewichtet die Nachhaltigkeit bei der Planung des neuen Unterwerks hoch.

Ein Ersatz für SF6

Statt Schwefelhexafluorid isoliert in Therwil auf der Hochspannungsseite künftig eine Mischung aus Stickstoff und Sauerstoff die stromführenden Leiter. «Das Verhältnis ist 80 Prozent Stickstoff und 20 Prozent Sauerstoff», erklärt Andreas Ruch. «Clean Air» heisst das Produkt, das von Siemens stammt. Auf der Mittelspannungsseite wird mit Umgebungsluft isoliert.

Umweltschutz wird nicht nur beim Isoliergas grossgeschrieben. So besteht ein bedeutender Teil des Neubaus aus dem nachwachsenden Rohstoff Holz. Zusätzlich speist künftig eine Solaranlage mit 130 Kilowatt Peak Strom ins Netz ein. Das bisherige Unterwerk an der Ringstrasse in Therwil ging 1970 in Betrieb. Die Anlage funktioniert zwar nach wie vor, hat aber mit mehr als 50 Jahren auf dem Buckel das reguläre Ende ihrer technischen Lebensdauer erreicht.

Mitte 2023 soll das neue Unterwerk, das neben dem bisherigen entsteht, in Betrieb gehen. Die Kundinnen und Kunden werden von der elektrischen Umstellung nichts merken. Ausser, dass die Durchfahrt durch die Ringstrasse zeitweise erschwert sein wird. Und was passiert mit dem alten Unterwerk? «Das», so sagt Andreas Ruch, «steht noch in den Sternen.»

Autor: Viktor Sammain

Foto: Viktor Sammain

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