Die Herstellung von Zement ist energieintensiv. Als zentraler Bestandteil von Beton ist Zementklinker aber unerlässlich für die Baubranche. Er ist dafür verantwortlich, dass der Beton aushärtet. Heute macht die Zementproduktion rund acht Prozent der globalen CO2-Emissionen aus – dreimal mehr als der Flugverkehr. Die Schweiz gehört mit 584 Kilogramm pro Jahr zu den Ländern mit dem höchsten Zementverbrauch pro Kopf weltweit.

Daniel Kästli, Verwaltungsratspräsident Kästli Unternehmungen (links), arbeitet bereits mit zirkulit von Patrick Eberhard, Geschäftsführer zirkulit AG.
Um die CO2-Bilanz zu verbessern, sind neue Ideen gefragt. Die Schweizer Firma Eberhard macht’s vor: Mit zirkulit hat sie einen recyclebaren Beton entwickelt, der CO2 speichern kann. Ende September hat der klimafreundliche Baustoff den Swiss Excellence Product Award 2022 in der Kategorie KMU gewonnen. Primeo Energie liefert für die Produktion des nachhaltigen Betons 100 Prozent erneuerbare und klimafreundliche Energie.
Eberhard Unternehmungen
Das Familienunternehmen Eberhard in Kloten leistet seit über 65 Jahren Pionierarbeit in Bau und Umwelt. Das Leistungsangebot umfasst Tiefbau, Rückbau, Wasserbau, Altlastensanierung, Entsorgung, Logistik, Baustoffrecycling, Baustoffe und weitere Spezialitäten. Mit innovativen Ideen, moderner Technik und Digitalisierung bieten die Eberhard Unternehmungen schweizweit effiziente, umweltfreundliche und massgeschneiderte Gesamtlösungen.
EberhardUmweltschonender Beton
Der klimafreundliche Beton verbraucht in der Herstellung nicht nur weniger Primärrohstoffe und Energie, sondern kann zusätzlich CO2 speichern (siehe Box). «Gleichzeitig steht zirkulit bei den statischen Eigenschaften und der Verarbeitbarkeit herkömmlichem Beton in nichts nach», sagt Patrick Eberhard. Er ist Geschäftsführer der zirkulit AG, einer Tochterfirma der Eberhard Unternehmungen. Von wasserdichten Bodenplatten über die statisch tragenden Wände bis hin zu witterungsausgesetzten Aussenwänden ist mit zirkulit alles möglich. «Wir gewährleisten zudem eine transparente und umfassende Sicht auf sämtliche Umweltauswirkungen», betont Eberhard.
zirkulit im Einsatz
Im Mai 2021 hat das Zeitalter des zirkulären Betons begonnen. Für den Bau von drei Mehrfamilienhäusern hat Eberhard 1850 Kubikmeter zirkulit geliefert. Dadurch hat die Bauherrin rund 3200 Tonnen Primärrohstoffe eingespart. Dank der neuartigen Speichertechnologie reduziert zirkulit-Beton ausserdem den CO2-Fussabdruck des Bauprojekts um 18 500 Kilogramm. Andere umweltbewusste Bauherren können dem Beispiel folgen und die Einsparungen für ihr Projekt online berechnen:
VorteilsrechnerHerkömmlicher Beton verbraucht vor allem Primärrohstoffe wie Sand, Kies und Schotter. Er ist in der Herstellung sehr energieintensiv.
Normaler Recyclingbeton verbraucht zwar weniger Primärrohstoffe, benötigt aber mehr Zement, was den CO2-Fussabdruck noch erhöht.
Zirkulit besteht zum grössten Teil aus recycleten Bauabfällen und kann erst noch CO2 speichern. Der Ressourcenverbrauch und der CO2-Fussabdruck werden dadurch auf ein Minimum reduziert.
Intelligentes Aufbereitungszentrum
Das Potenzial des nachhaltigen Betons ist gross – auch dank seinem Beitrag zur Kreislaufwirtschaft. Denn normaler Recyclingbeton besteht zu einem Viertel aus altem und zu drei Vierteln aus neuem Beton. Mit zirkulit hat Eberhard dieses Verhältnis umgekehrt. Dank sogenanntem Urban Mining könnte die Schweizer Baubranche jährlich 7,5 Millionen Tonnen Abfälle zurückgewinnen und gleichzeitig über 42 Millionen Kilogramm CO2 im Beton speichern. Die Eberhard Unternehmungen haben sich diesem Prinzip seit über dreissig Jahren verschrieben – gegen die Verschwendung natürlicher Ressourcen und knapper Deponieräume. 2021 hat die Firma deshalb in Oberglatt auf einer Grundfläche von 20 000 m2 ein modernes Aufbereitungszentrum für Bauabfälle eröffnet.
Kreislauflehrpfad
Die ETH Zürich und die Eberhard Unternehmungen haben 2022 in Oberglatt einen interaktiven Lehrpfad geschaffen, der die Kreislaufwirtschaft erlebbar macht. Er nimmt etwa eine Stunde in Anspruch und ist spielerisch angelegt. So können Besucherinnen und Besucher etwa mit einem Roboter selbst Bauschutt sortieren. Sie erfahren auch mehr über die Herstellung von zirkulit. Zehn Stationen vermitteln Wissen direkt aufs Handy und vertiefen es mit Quizfragen. Der Lehrpfad zeigt eindrücklich, wie Betonbruchstücke, Armierungseisen, Holz und Metall sortiert werden und am Ende wiederverwendbare, hochwertige Rohstoffe entstehen.
Kreislauflehrpfad
Der Kreislauflehrpfad bietet spannende Einblicke, wie aus Bauschutt wiederverwendbare Rohstoffe gewonnen werden.
Künstliche Intelligenz erkennt Fremdstoffe
Dank einer neuen Verfahrenstechnik kann die Anlage auch sogenannten Mischabbruch aufbereiten. Dieser macht rund einen Viertel aller Bauabfälle aus und wurde bis anhin kaum wiederverwendet. «Aber unsere Anlage trennt den Mischabbruch mit einem Sortierbagger. Ein sogenannter Sizer zerkleinert ihn dann zunächst grob», erklärt Patrick Eberhard. «Danach entfernen zwei Roboterlinien mit Greifarmen die Fremdstoffe wie Plastik, Gips, Holz oder Metall.» Dank künstlicher Intelligenz erkennen die Roboter die Materialien automatisch. Zudem können sie auch schwere Stücke bis 30 Kilogramm Gewicht aussortieren. Das ist für Menschen nach den Suva-Richtlinien nicht erlaubt.