Holzpellets liegen in einem Tank.

Die Achterbahnfahrt der Holzpellets

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4 min
04.08.2021

Holzpellets sind wahre Powerbonbons. Wie sie hergestellt werden und weshalb sie so energiereich sind, dem sind wir auf den Grund gegangen. Kommen Sie mit auf die Reise der Holzpellets – vom Sägewerk bis in die Heizzentrale Münchenstein.

Das erwartet Sie in diesem Artikel

Im Sägewerk

Es ist dunkel, alles klingt gedämpft und riecht fein nach Holz. Soeben war ich noch Teil eines Baums. Doch aus ihm haben die Sägewerkarbeiter Bretter gemacht, zurück blieben Späne und Sägemehl. Ich bin gespannt, was nun passiert. Offenbar haben die etwas mit mir vor, sonst hätten sie mich nicht in diesen Behälter geleert. Ich fühle mich etwas beengt. Die Wände kommen immer näher, sie drücken und drücken, ich bekomme eine neue Form und schaue aus wie ein Zäpfchen. Ah – nun wird es wieder hell.

Nahaufnahme einer Pressmatrize für Holzpellets

Die Holzpellets werden durch die Pressmatrize gedrückt und erhalten so ihre Form.

Mit einem «Plopp» plumpse ich aus der Pressmatrize und rutsche in den Auffangbehälter. Von hier aus kann ich den Trubel im Sägewerk um mich herum beobachten. Mächtige Maschinen bringen Baumstamm um Baumstamm in den grossen Raum, Sägen zerschneiden sie in Holzplatten. Auf dem Boden sammelt sich eine Schicht Sägemehl. Ich beobachte, wie ein Mann diesen Staub zusammenkehrt und zur Trocknungsanlage bringt.

Abwärme trocknet die Holzpellets

Holzpellets bestehen aus Sägemehl und Hobelspänen. Vor dem Pressen müssen die Materialien auf maximal 10 Prozent Feuchtigkeit trocknen. Das Trocknen ist der energieintensivste Prozess bei der Herstellung von Pellets und benötigt etwa 10 bis 15 Prozent des Heizwerts der Pellets. Die dafür benötigte Energie stammt in erster Linie von der Abwärme des Holzwerks. Reicht diese nicht aus, wird in der Regel mit erneuerbarer Energie ergänzt.

Das Sägemehl und die Hobelspäne aus der Trocknungsanlage werden oben in die Maschine geleert, aus der ich gerade geflutscht bin. Und unten heraus kommen ganz viele kleine Holzpellets, die gleich aussehen wie ich.

Nahaufnahme von Holzpellets, die auf einem Haufen liegen

Um ihre einheitliche Form zu behalten, benötigen Holzpellets keine chemischen Zusatzstoffe.

Die Holzpellet-Matrize

Die Pelletpresse drückt ein Gemisch von Sägemehl und Spänen durch eine Matrize. Die Matrize stellt man sich am besten wie einen Fleischwolf vor. Der Druck erzeugt Wärme, und diese verflüssigt den Stoff Lignin, der sich im Holz befindet. Lignin hält das Material zusammen und gibt den Pellets ihre Form. Dank ihm sind keine chemischen Zusatzstoffe nötig.

Abkühlen und absieben

Eine Weile warte ich, nach und nach füllt sich der Auffangbehälter mit meinesgleichen – schön warm und kuschelig. Dann nähert sich ein Rohr und saugt mich und meine Geschwister ein. In einem Höllentempo sausen wir in einer Leitung durch einen kalten Bereich – wir kühlen ab. Dann plumpsen wir auf einen Haufen. Nach der wilden Achterbahnfahrt liege ich in einem grossen Silo. Erst hier fällt mir auf, wie ähnlich wir uns alle sehen.

Streng regulierte Holzpellets

Schweizer Holzpellets sind strikt normiert. Ein Pellet ist maximal vier Zentimeter lang und misst 0,6 Zentimeter im Durchmesser. Auch zur Zusammensetzung und Feuchtigkeit gelten strenge Regeln. Die von Primeo Energie verwendeten Holzpellets stammen zu 90 Prozent aus der Schweiz. Während der kalten Jahreszeit werden aufgrund des Bedarfs zusätzlich aus dem grenznahen Ausland Pellets bezogen.

Mit der Zeit rutschen wir immer weiter nach unten, während über uns Neulinge hinzukommen und das Silo auffüllen. Unten angekommen, landen wir auf einer vibrierenden Plattform, die uns lustig durchschüttelt. Danach sind wir blitzblank und staubfrei, bereit, um noch einmal Achterbahn zu fahren.

Grün-weisser Lastwagen mit Agrola-Schriftzug transportiert Holzpellets

Ein Lastwagen transportiert die Holzpellets zur Heizzentrale.

Diese Achterbahn führt uns in ein Silofahrzeug, das uns anschliessend in die Heizzentrale Münchenstein fährt. Eine weitere Achterbahn bringt mich zur letzten Station meiner Reise.

Rohre, Behälter und Öfen in der Heizzentrale Münchenstein

Hier ist Schluss für die Holzpellets: die Heizzentrale Münchenstein.

Erneuerbare Wärme für Münchenstein

Die Holzpellet-Heizzentrale Münchenstein versorgt etwa 20 Gebäude mit Fernwärme. Dazu gehören ein Gymnasium, ein Privatschulhaus und eine Tagesschule mit Hallenbad. Laufend kommen weitere Liegenschaften hinzu.

Holzpellets sind Energiebündel

Eine Transportschnecke stösst mich und meine Geschwister voran, es wird immer wärmer. Endlich kann ich meine Aufgabe erfüllen, nämlich meine geballte Kraft entfalten. Denn wir Pellets sind Energiebündel. Nur gerade zwei Kilogramm von uns enthalten gleich viel Energie wie ein Liter Heizöl – 10 Kilowattstunden. Ausserdem spricht für uns, dass wir wenige Rückstände in Form von Feinstaub und Asche hinterlassen und erst noch zu den erneuerbaren Energiequellen zählen. Denn wenn wir verbrennen, stossen wir nur so viel CO2 aus, wie die Bäume, aus denen wir entstehen, beim Wachsen aus der Atmosphäre gebunden haben. Wir Holzpellets sind CO2-neutral.

Holzpellets am Verbrennen

Besonders Tannen- und Fichtenholz eignen sich für die Herstellung von Holzpellets.

Erneuerbare Energiequellen bei Primeo Energie

Als erneuerbare Energiequellen gehören Holzpellets zur Wärmeversorgung der Zukunft. Machen Sie sich ein Bild der Wärmeangebote von Primeo Energie.

Wärme bei Primeo Energie

Autor: Valentin Oberholzer

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